Berufsorientierung

Berufs- und Studienorientierung

Konzept zum dualen Lernen an der Hufeland- Schule

  1. Was ist "Duales Lernen"?

Viele sprechen davon, aber was versteht man darunter?

Dr. Thomas Nix charakterisierte das duale Lernen als sinnvolle Verknüpfung von schulischem Lernen mit dem Lernen an einem Praxisort.

(Dr. Thomas Nix, Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung; "Duales Lernen- Handreichungen für die Praxis", Berliner Schulen, Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, 2010,  www.duales-lernen.de )

Das Hauptziel des dualen Lernens ist die optimale Vorbereitung der Schüler auf den Übergang in die Berufs- und Arbeitswelt durch eine enge Verknüpfung der Inhalte des schulischen Lernens mit Inhalten aus dem Wirtschafts- und Abeitsleben.

An den Berliner Schulen kommt dem Fach WAT an dieser Stelle eine herausragende Rolle zu. Eine Rolle, der man aber nur in enger Zusammenarbeit mit dem Kollegium, in Abstimmung mit dem Schulprogramm und den Leitzielen der Schule gerecht werden kann.

Wir wollen

  • den Lebensbezug der Schule stärken
  • die Motivation für das schulische Lernen steigern und
  • die Anstrengungsbereitschaft der SuS erhöhen

An dieser Stelle ermöglichen uns die Rahmenbedingungen des Berliner Senats eine enge Zusammenarbeit mit Partnern der Wirtschaft, weiterführenden Schulen, Jugendeinrichtungen und anderen freien Trägern.

In der Wahl der außerschulischen Lernorte haben wir innerhalb der gesetzlichen Bestimmungen sehr viele Möglichkeiten. Sie reichen von der Schülerfirma bis zum Einsatz der SuS in Einrichtungen der Stadt Berlin, bei freien Trägern und in der Wirtschaft.

  1. Gemeinsam auf Entdeckungstour

Früher war vieles noch so leicht: In der Grundschule wollte der autobegeisterte Niklas Rennfahrer werden, die sportbegeisterte Lina Olympiasiegerin und der von Feuer faszinierte Leon Feuerwehrmann.

Doch irgendwann änderten sich die Interessen und die Vorstellungen über die eigene Zukunft. Erste Überlegungen, ob diese Berufe zu einem passen, werden mit den Freunden und den Eltern besprochen. Zukunftsvorstellungen werden konkreter und vor allem realistischer.

Viele Jugendliche haben schon früh eine wage Vorstellung von dem, was sie später machen möchten. Sie orientieren sich hauptsächlich an ihrem Umfeld, an ihren eigenen Interessen, an Vorbildern und an ihren Lieblingsfächern. So beobachten wir an unserer Schule seit Jahren eine starke Ausrichtung auf soziale Berufe, geprägt durch das

Wohnumfeld (Helios-Kliniken, viele Kindertagesstätten und Sozialeinrichtungen einerseits, andererseits kaum produzierendes Handwerk o.ä.). Andere Schüler haben nur sehr unkonkrete berufliche Vorstellungen.

Viele Schüler fühlen sich durch die Vielzahl der beruflichen Möglichkeiten und die fehlenden Einblicke in die verschiedenen Berufsfelder überfordert und beginnen an ihren eigenen Fähigkeiten zu zweifeln.

Auch Eltern stehen vor diesem Problem. Die eigene Berufswahl liegt schon in ferner Vergangenheit, die Arbeitswelt hat sich in den letzten 20 Jahren durch das Entstehen neuer Berufe und gestiegene Anforderungen besonders durch den Einsatz der Computer massiv gewandelt, andere Berufe sind sehr selten geworden.

Wir möchten gemeinsam mit den Jugendlichen und den Eltern die Welt der Berufe entdecken und Möglichkeiten finden, Zukunftsträume zu realisieren.

Wie kann die Unterstützung der Jugendlichen durch Elternhaus, Schule und außerschulische Träger aussehen?

Hier einige praktische Tipps:

Fähigkeiten und Fertigkeiten erkennen

Wer bin ich? Welche Stärken und Interessen habe ich? Was will ich werden?

Die Antwort lautet oft: "Ich habe keine Ahnung."

Und diese Antwort ist in der Phase der Pubertät völlig normal. Leider fällt diese Phase aber mit der Berufswahl zusammen.

Im WAT-Unterricht im Jg. 7 analysieren wir die Fähigkeiten und Fertigkeiten der SuS, wir regen sie an, über ihre Interessen nachzudenken und ihre Ideen und Vorstellungen schriftlich festzuhalten.

Dieser Vorgang wird in den folgenden Jahrgangsstufen regelmäßig wiederholt.

Weitere Instrumente zur Berufsfindung seitens der Schule im Jg. 7 sind:

  • Die Einführung des Berufswahlpasses als individuelles Evaluationsinstrument. Die SuS sollen zur selbständigen Weiterführung desselben angeregt werden und diesen dann im Jg. 9 und 10 zur Berufsfindung heranziehen.
  • Teilnahme bei "Komm auf Tour", dem spielerischen Entdecken eigener Stärken und der Schulung von Selbst- und Fremdwahrnehmung.

Wie können jetzt die Eltern ihre Kinder unterstützen?

An dieser Stelle haben wir für Sie ein paar Fragen zusammengestellt, die Sie gemeinsam mit Ihren Kindern beantworten können:

  • Welche Eigenschaften schätzen meine Verwandten und Freunde an mir?
  • Habe ich auch noch Stärken, welche die anderen nicht sehen?
  • Was ist in meinem Leben/ für meine Zukunft wichtig?
  • Welche Interessen habe ich?
  • Wie stelle ich mir meinen Berufsalltag vor?

Frühzeitig und gemeinsam informieren

Wie bereits oben erwähnt, haben die Jugendlichen heute vielfältige Möglichkeiten zur Ausbildung. Deshalb ist es wichtig, dieses Thema schon frühzeitig anzusprechen und einen passenden Weg für jeden einzelnen zu finden. Kinder bzw. Jugendliche brauchen Zeit, diese Entscheidungen in Ruhe zu treffen.

Im WAT-Unterricht im Jg. 8 setzen wir uns weiterhin mit den eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Stärken auseinander.

Wir richten unseren Fokus jetzt aber verstärkt auf verschiedene Berufsfelder mit einigen ausgewählten Berufen.

Untersützt werden wir durch das Projekt WeTeK. Gemeinsam mit den Projektbetreuern werden die Kinder eine Potenzialanalyse zu ihren "starken" Fähigkeiten durchführen und diese dann in den s.g. Werkstatttagen erproben. An diesen Werkstatttagen erhalten die SuS Einblicke in mindestens drei verschiedene Berufsbereiche (sozialer B., handwerklicher B., Dienstleistungs-bereich und Medien).

Ausgewählten und interessierten SuS ermöglichen wir in Form eines Schnupperpraktikums bereits erste Einblicke in die Berufswelt.

Der Berufswahlpass wird selbstverständlich weitergeführt.

Aber auch hier wieder: Wie können Sie als Eltern ihre Kinder unterstützen?

  • Motivieren Sie ihr Kind, sich mit seinen Vorstellungen auseinanderzusetzen.
  • Gehen Sie gemeinsam mit ihrem Kind auf Entdeckungstour. "Tage der offenen Tür", Handwerksmessen und das Internet bieten zahlreiche Möglichkeiten.
  • Sehen Sie "über den Tellerrand hinaus" und erkunden Sie gemeinsam mit ihrem Kind andere Wege und auch Stadtbezirke.

Der Einblick in die Praxis

Was verbirgt sich hinter den verschiedenen Berufen? Komme ich mit den Arbeitszeiten klar? Welche Tätigkeiten umfasst dieses Berufsfeld? Wie viel Geld werde ich verdienen?

Alle diese Fragen kann man mit Hilfe der verschiedenen Formen der Informationsbeschaffung beantworten.

Aber passt dieser Beruf/dieser Weg in die Berufsausbildung wirklich zu mir?

Um den SuS eine genaue Vorstellung über die verschiedenen Berufsfelder zu ermöglichen, bieten wir ab dem 9. Jg verschiedene Formen des Lernens an.

SuS, welche einen praktischen Ansatz als Lernmotivation benötigen, erhalten die Möglichkeit, ihren weiteren Schulweg im Produktiven Lernen fortzusetzen.

Hierbei wechseln die SuS in eine Klasse des Produktiven Lernens mit 12 bis 14 SuS, bleiben aber Schüler unserer Schule. Sie gehen an drei Tagen in der Woche arbeiten und haben nur an zwei Tagen Unterricht.

Durch andere Lernfelder und ein eher praxisbezogenes Lernen gelingt es vielen  SuS trotzdem, einen regulären Schulabschluss (eBBR, MSA, MSA GO) zu erhalten. Sie nehmen an allen

Prüfungen teil und die Erfolgsquote ist tatsächlich hoch, da durch das praxisbezogene Lernen eine ganz neue Motivation geschaffen wird.

Im WAT-Unterricht im Jg. 9 und 10 stehen die Berufswahl und die Vorbereitung und Auswertung der Praktika in Hinblick auf die Berufswahl im Mittelpunkt. Dies umfasst auch die Erarbeitung der Bewerbungsunterlagen und die Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch.

Unseren Schülern bieten wir folgende Möglichkeiten verschiedene Praktika durchzuführen:

  • zwei dreiwöchige Praktika vor Weihnachten
  • ein zweiwöchiges Praktikum im Frühjahr
  • Tagespraktikum (1x wöchentlich können die S. Einblicke in verschiedene Betriebe erhalten)

Das Tagespraktikum ist eine Form der individuellen Förderung. Die SuS können wählen, ob sie zusätzlichen Unterricht in den Hauptfächern erhalten möchten oder ob sie an einem Tag der Woche ins Praktikum gehen. Sie entscheiden sich hier jeweils für ein halbes Schuljahr und suchen sich selbst für diesen Zeitraum einen Praxisplatz, an dem sie das gesamte halbe Jahr einmal wöchentlich für fünf Stunden arbeiten. Das schafft mitunter eine ganz neue Motivation, gerade für SuS, die vielleicht schon etwas schulmüde sind oder Schwierigkeiten haben, sich mit dem Ganztag zu arrangieren. Es eröffnet neue Erfahrungswelten, fördert die berufliche Orientierung und  beeinflusst oft die Persönlichkeitsentwicklung positiv.  Nicht zuletzt können auch Beziehungen zu Ausbildungsbetrieben geknüpft werden. Und manchmal merken Lehrer, SuS und Eltern auch, dass der oder die Jugendliche noch nicht ausbildungsreif sind und wir können gemeinsam daran arbeiten und Fördermaßnahmen einleiten.

An dieser Stelle arbeiten wir eng mit vielen außerschulischen Partnern zusammen. Sie unterstützen die Schüler z.B. bei der Suche nach Praktikumsplätzen, der eigenen Stärkenanalyse und der individuellen Formulierung der Bewerbungen.

Beispielhaft erwähnen möchte ich:

  • das Bewerbungstraining mt der AOK
  • die enge Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt
  • die individuelle Zusammenarbeit zwischen den Schülern und ihren Berufseinstiegsbegleitern oder dem Projekt "Gemeinsam den Übergang schaffen"

Weitere Angebote entnehmen Sie bitte der Tabelle

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Welche Unterstützung können Sie ihren Kindern an dieser Stelle geben?

  • Achten Sie auf vielfältige Praktika! Ermuntern Sie ihr Kind, sich einen Praktikumsplatz entsprechend seiner Neigungen und seinem Leistungsvermögen zu suchen. Eine Über- und auch eine Unterforderung wirken sich auf die Einstellung zur Arbeitswelt demotivierend aus.

Selbstständigkeit fördern

Eltern, Lehrer und die Mitarbeiter der Projekte sind in dieser Phase Ratgeber, Motivator und für den einen oder anderen auch bedeutende Stützen. Kinder müssen den Weg in die Selbständigkeit lernen. Aber unsere Rolle wandelt sich vom Beschützer zum Begleiter und je reifer die Jugendlichen werden, desto stärker werden sie.

Gerade bei diesem wichtigen Thema benötigen sie unsere Unterstützung, aber wir werden ihnen die Entscheidung und das eigene Engagement nicht abnehmen. Wir wollen selbständig handelnde und verantwortungsbewusste junge Menschen ins Berufsleben entlassen. Junge Menschen, die ihre Zukunft aktiv gestalten.

Für uns heißt es, dass die Jugendlichen ihre Praktikumsplätze selber suchen, dass sie die Verantwortung für ihre Praktikumsleistung selber tragen, dass sie den geschützten Raum Schule für die Dauer des Praktikums verlassen müssen und sie sich mit ihnen bisher völlig fremden Menschen auseinandersetzen müssen, welche ihnen Arbeitsanweisungen erteilen.

Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!